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Wunschkind-Odyssee wirft ethische Fragen auf

Veröffentlicht am | von Frank Schildener
Gilla Cremer spielt in Salzgitter mit viel Elan ihre Wunschkind-Komödie. Foto: Frank Schildener

Freitagabend spielte Gilla Cremer in der Lebenstedter Kulturscheune ihr Solostück „Das Wunschkind“. Die Veranstaltung des Kulturkreises Salzgitter war gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

Das Pandemiegeschehen hat vielerlei Kulturgeschehen während der letzten inzwischen fast über eineinhalb Jahre fast unmöglich gemacht. So gibt es denn den ersten Beifall des Abends, als Kulturkreis-Vorsitzende Astrid Reupke das Publikum in der ausverkaufen Kulturscheune zur „ersten Veranstaltung des Kulturkreises im Jubiläumsjahr und zur ersten Veranstaltung nach Corona begrüßt“. Beifall erntet auch Gilla Cremer für ihr Solo-Stück. 13 dieser solistischen Theaterperlen hat Cremer seit 1987 geschrieben und produziert, das „Wunschkind“, damals brandaktuell, war ihr erstes „Theater Unikat“.

Der Hintergrund ist, bei aller komödiantischen Rasanz auf der Bühne, durchaus ernst und immer noch aktuell. Wie kann Frau trotz Kinderwunsch Karriere machen? Ist eine Leihmutter hilfreich? Wie sieht’s mit Klonen aus? Ist beides überhaupt ethisch zu verantworten? Worum geht’s? Da ist jene von Cremer klasse gespielte Werbeagentin Margot Varel. Nicht mehr ganz jung, aber ganz frisch schwanger von ihrem Chef. Gleichzeitig bietet er ihr an, eine neue Agentur im italienischen Mailand aufzubauen. Das turbulente Karussell beginnt sich zu drehen. Fortan mischen mit: Sekretärinnen, eine dreiköpfige Ethik-Kommission, Professor, kölsche Sekretärin, eine spanische Putzfrau – die erst zur Leihmutter und sodann zur tragikomischen Figur avanciert. Die Putzfrau wird zur Leihmutter, die sich alsbald selbst verliebt und den Fötus zur eingefrorenen Aufbewahrung ausgerechnet an ein Forschungslabor gibt. Das Stück nimmt in der Folge rasant Fahrt auf, als Margot versucht, den Weg ihres Fötus nachzuverfolgen, bis er sich achtmal geklont in der Forschungsabteilung des Instituts wiederfindet.

Cremer spielt alle Figuren im sparsamen Bühnenbild selbst, klar erkennbar durch Haltung, Bewegung, Dialekt, Sprache und Mimik. Ein Sessel, Beistelltisch und wenige Accessoires reichen als Kulisse. Alle Figuren spielt sie klar charakterisiert und lebendig, mitunter mit schnellen Wechseln zwischen den Rollen. Antworten auf die eingangs gestellten Fragen gibt es übrigens nicht, die muss sich der geneigte Zuschauer selbst geben. Denn im Zentrum des Geschehens stehen der überzeugend gespielte Kernkonflikt der Hauptfigur, eben jener Karrierefrau Margot, die sich zwischen Affäre, möglicher Mutterrolle und/oder Karriere entscheiden muss. Und da ist das Stück dann wieder hochaktuell. Beifall. Zum Schluss die Aufforderung Cremers: Gehen sie wieder ins Theater! Auch dafür bekommt sie Beifall.

Stichworte zu diesem Beitrag: Salzgitter, Kulturscheune, Kulturkreis, Wunschkind, Kramer, Gilla

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