Dahlumer Landwirte setzen auf Arbeitspferde
Die beiden Norweger stehen bei unserem Besuch auf der Koppel und mümmeln selbstzufrieden vor sich hin. Als wir mit Lea Nagel und Uwe Weimann um die Ecke kommen, schauen sie interessiert und kommen an den Zaun. Heute müssen sie jedoch nicht arbeiten, sondern nur kurz für ein Foto stillhalten.
Die beiden hübschen, hellbraunen Pferde haben diesen Herbst auf dem Hof von Lea Nagel und Uwe Weihmann Einzug gehalten. „Ich habe mir damit einen Lebenstraum erfüllt“, strahlt Nagel. Die beiden Arbeitspferde hören auf die Namen „Loni“ und „Gismo“ und sind ausgebildet für das, was sie auf dem Hof der beiden Landwirte leisten sollen. „Für uns ist das ein Zusatz“, sagt Weihmann zu dem Nischenprojekt. Das Bearbeiten eines Feldes mit dem Pferd habe viele Vorteile. „Es gibt keine tiefen und breiten Fahrspuren und der Boden wird nicht so stark verdichtet“, erklärt sie.
„Tatsächlich werden die Gerätschaften, die mit einem Pferd genutzt werden können, nach wie vor weiter entwickelt“, erklärt Weihmann. Mit einem PS könne man schon sehr viel machen, ergänzt er. Natürlich sei das Arbeiten im Gegensatz zum Traktor langsamer. „In diesem Jahr haben wir langsam angefangen und erst eine Wiese abgeeggt oder Saat untergewalzt“, erzählt Nagel. Nächstes Jahr sollen die beiden Pferde auf zwei bis drei Ackerstücken arbeiten. Einmal abgesehen davon, dass die Tiere als lebendige Wesen beständige Aufmerksamkeit benötigen. „Man braucht immer volle Konzentration. Schlüssel raus und abstellen, wie beim Traktor geht nicht“, sagt Weihmann. Das Pferdeprojekt sei auch ein Weg, um nachhaltig zu arbeiten und den Boden zu verbessern. Alternativ und ökologisch zu wirtschaften heißt für die beiden engagierten Landwirte auch, Dinge auszuprobieren. „Das können wir besser als die industrialisierte Landwirtschaft“, sind sich die beiden einig. „Es ist uns wichtig, dass die alten Pflanzensorten erhalten bleiben. Wir wollen unabhängig sein und nicht die Großkonzerne unterstützen“, berichtet Nagel weiter.
Aus der industriellen Landwirtschaft hat sich der Hof, den Lea Nagel nach ihrem Studium von ihren Eltern übernommen hatte, längst verabschiedet. Den Nachhaltigkeitsgedanken lebt sie mit ihrer „solidarischen Landwirtschaft“, kurz Solawi. Das Projekt macht ihre Landwirtschaft unabhängig vom Markt, vermeidet Zwischenhändler und belässt die komplette Wertschöpfungskette beim Landwirt. Die Anteile der Solawi-Mitglieder sichern das Jahresbudget des Hofes und damit sein Überleben. „Der gesamte Produktionsprozess und seine Betriebskosten sind für die Mitglieder transparent“, erzählt Nagel. Im Gegenzug erhält jeder Anteilseigner für seinen Jahresbeitrag wöchentlich Ernteanteile von biologisch-dynamisch erzeugtem Gemüse, Obst und Kräutern sowie Eier von Hühnern, die in Freilandhaltung leben. „Ernteprodukte gibt es je nach Witterung von April bis Dezember“, berichtet sie. „Mit den frischen und vor allem saisonalen Ernteerzeugnissen ergibt sich ein anderes Koch- und Lebensverhalten“, weiß sie.
Nun gibt es im Landkreis Wolfenbüttel nicht nur das Solawi-Projekt in Dahlum. Der Lindenhof in Eilum hat sich zusammen mit dem Heininger Klostergut in diesem Jahr auf den Weg gemacht. Und in Klein Vahlberg beschreitet Martin Siemann seit neuestem mit seiner Dreifelderwirtschaft ebenfalls alternative Wege. Als Konkurrenz sehen die Dahlumer diese Projekte indes nicht. „Es ist gut, wenn andere das auch machen und die Idee der solidarischen Landwirtschaft in die Welt tragen“, sagt Weihmann dazu.
Internet: www.solawi-dahlum.de
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